Der 49er
Geschichte
Der 49er wurde 1995 durch den Australier Julian Bethwaite als One Design Skiff für die Olympischen Spiele entworfen. Im November 1996 wurde er durch den Internationalen Segelverband ISAF zur olympischen Klasse gewählt. Der Name 49er leitet sich von der Rumpflänge - 4,99m - ab, da in Asien die Bootsliegeplätze ab 5m deutlich mehr kosten. Der Knickspant-Rumpf ist schmal und flach wie für ein Skiff üblich, hat ein breites Heck und Wings, die für den Transport entfernt werden können. Die Breite mit Wings beträgt 2,9 m. Die gesamte Länge mit ausgefahrenem Gennakerbaum beträgt 6,65 m. Der Rumpf besteht aus GFK und muss mit Wings 94 kg schwer sein. Aufgrund der soliden Verarbeitung ist der Rumpf stabil und sehr lange haltbar. Da der 49er eine Einheitsklasse ist und die Ausrüstung genau limitiert ist, bleibt das Skiff relativ wertstabil und der Aufwand für Einsteiger überschaubar. Ein 49er hat eine Selbstwendefock, einen Gennaker und ein durchgelattetes Großsegel. Die Fock und das Großsegel sind aus transparenter Polyester-Folie (Markenname unter anderem Mylar) hergestellt. Der aktuelle Segelhersteller ist Neil Pryde. Der Mast des neuen Riggs ist seit 2009 komplett aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Der Großbaum wird über ein Hebelsystem von oben nach unten gedrückt. Die Riggspannung wird grundsätzlich über ein Flaschenzugsystem vor dem Segeln an Land eingestellt. Das Nachtrimmen erfolgt auf dem Wasser über die Turnbuckles (Wantenspanner). Das Großsegel wird direkt vom Großbaum aus der Hand vom Vorschoter gesegelt, die Fock vom Steuermann.
Technische Daten des 49er
Länge: 6,65m, Breite: 2,9m, Masthöhe: 8,5m, Segelfläche am Wind: 21,2 m², Großsegel: 15,0 m², Fock: 6,2 m², Gennaker: 38,0 m², Yardstickzahl: 81
Technische Daten des 49er FX für Damen
Masthöhe: 7,5 m, Segelfläche am Wind: 19,6 m², Großsegel: 13,8 m², Fock: 5,8 m², Gennaker: 25,1 m²
Leitfaden bei Kenterungen und zur Sicherheit
Der 49er ist ein extrem anspruchsvolles Sportboot, mit dem auch erfahrene Vollprofis regelmäßig kentern. Beispielsweise schaffte es bei den Olympischen Spielen in Peking keines der Schiffe im Medalrace ohne Kenterung über die Ziellinie. Deshalb bei Kenterungen immer zuerst checken, ob Ihr irgendwo festhängt und ein Kommando in der Crew verabreden für einen solchen Fall. Immer sofort befreien! Eine Falle lauert in allen Schoten und in den Trapezen. Die Kleidung sollte deshalb keine Ecken und Kanten aufweisen. Außerdem gefährlich können die Wanten in Lee sein, da diese beim Segeln meist entspannt sind, sich aber bei einer Kenterung in dem Moment voll spannen, wo der Mast auf die Wasseroberfläche aufschlägt. Größere Verletzungen kann man sich zuziehen, wenn man vom kenternden Boot herunterfällt oder geschleudert wird. In Fock oder Großsegel zu springen ist im Zweifel zwar teuer aber immerhin besser als eine Verletzung nach der Landung auf Baum, Mast, Vorstag, Mast oder Rumpf. Wenn möglich immer mit den Füßen voraus, um Kopfverletzungen zu vermeiden. Bei langsamen Kenterungen rechtzeitig aushaken, um das absteigen zu kontrollieren. Grip Tape oder Standlack rechtzeitig erneuern. Dies kann gerade am Anfang viele Stürze und Stolperer vermeiden. In Situationen, in denen ein Crewmitglied unter dem Boot festhängt ist folgender Ablauf festzuhalten/durchzuführen:
Motorboot fährt von achtern und lee des gekenterten Schiffes heran und wirft eine Aufrichtleine zum anderen Crewmitglied das bereits darauf wartet. Diese Aufrichtleine (ist die Vorleine des Motorbootes plus Verlängerung= insgesamt ca. 10m) hat am Ende einen Karabiner (dieser ist am Steuerstand des Motorbootes eingeklinkt) der nach dem Hinüberwerfen vom Crewmitglied vorne am Schwert vorbei gelegt wird und dann in Luv des gekenterten Bootes in die Hauptwante oder in Haupt- und Oberwante eingehakt wird. Das Motorboot fährt dann rückwärts nach Lee weg und richtet mit Hilfe des anderen Crewmitgliedes (befindet sich auf dem Schwert) das Boot halb auf. Jetzt wird der Karabiner ausgehakt. Der Festhängende sollte im Normalfall jetzt wieder Luft haben und sich in Ruhe befreien können. Der Coach fährt jetzt (nachdem er die Vorleine eingeholt hat) von Luv an den 49er und kontrolliert ob alles Ok ist und hilft im Zweifel beim befreien. Sollte der Festhängende noch weiter unten hängen, muss das freie Crewmitglied aufrichten (eventuell mit Hilfe des Coaches) und der Coach muss dann sofort das aufgerichtete Boot stabilisieren oder in die Richtung kentern, in die es gerade aufgerichtet wurde. Spätestens jetzt sollte das festhängende Crewmitglied oberhalb der Wasserlinie sein und befreit werden können. Grundsätzlich sollte ein Messer am Mann sein und ein kleiner Bolzenschneider an Bord. Wenn Ihr doch mal alleine segeln solltet, sichert Euch trotzdem ab (Handy dabei oder einen Beobachter an Land oder zumindest eine Person bei der Ihr Euch an -und abmeldet.